Einen
Hund zu haben bedeutet,...
...
an Regentagen nach dem Hundespaziergang trotz Regenschirm mit einem
klatschnassen Hosenbein heimzukommen, weil der Hund bei dem Versuch, sich unter Herrchens
Schirm zu drücken, eine Wasserstandsmeldung hinterlassen hat...
...bei
schwarzen Kleidungsstücken daran gewöhnt zu sein, dass sie gewolkt aussehen,
als wäre man mit einem Wattebausch da rübergefahren
...entgegen
aller guten Vorsätze den Hund zum gemeinsamen Mittagsschläfchen auf das Sofa
zu bitten...
...angesichts
von Dreckspritzern an weißen Küchenmöbeln nicht vorrangig über einen
Putzlappen, sondern langfristig über die Anschaffung weniger
schmutzempfindlicher Oberflächen nachzudenken
...Hundehaare
auf dem Fußboden und an allen möglichen sonstigen Stellen zwar nicht
attraktiv, aber normal zu finden und sämtliche Entschuldigungen angesichts überraschendem
unbehundetem Menschenbesuch tapfer herunterzuschlucken...
...die
Wohnzimmereinrichtung zwar mit schönen Antiquitäten zu gestalten, aber keine
Probleme damit zu haben, die große grellfarbige Plastik-Flughundebox neben den
Biedermeiersekretär zu stellen, weil der Hund so gerne darin schläft...
...sich
zwar stundenlang mit der Auswahl eines schönen Wohnzimmerteppichs Gedanken zu
machen, denselben aber gleich anschließend durch Danebenlegen eines grauen Plüsch-Hundekissens
mit widerlichem Muster zu 'entweihen', nur 'weil diese Kunstfaser-Hundeteppiche
eben so praktisch, warm und leicht zu waschen sind...'
...zu
akzeptieren, dass Hunde vom 'Schöner Wohnen' zuweilen andere Ansichten haben...
...sich
tagelang auf das Aufblühen der Kameliensträucher im Garten zu freuen und dann
festzustellen, dass der Hund den richtigen Moment erwischt und die frisch geöffneten
Kamelienblüten auf den Wohnzimmerteppich dekoriert hat...
...in einer schlaflosen Nacht sich im Bett herumzuwälzen, plötzlich das warmen
Schnaufen des Hundes im Ohr zu spüren, der einen Massageantrag stellt, der dann
merkwürdigerweise den Kraulenden ebenso entspannt wie den Gekraulten...
...immer und jederzeit mit wahrem Enthusiasmus und ansteckender, großer Freude
begrüßt zu werden...
...still
darüber zu fluchen, dass es auch in 20 Jahren nicht gelingen will, den Hunden
an Regentagen das Schütteln vor der Haustür beizubringen und sie sich dafür
wie immer den strategisch günstigsten Platz vor dem mit tausend
schmutzempfindlichen Kleinigkeiten gefüllten Glasregal im Wohnzimmer ausgesucht
haben...
...nur
noch wischfeste Tapeten zu kaufen, damit man die 'Bremsstreifen' an der Wand
langlaufender Hunde besser abwischen kann..
...sich
nicht mehr darüber zu wundern, dass man von Leuten, die man täglich beim
Spaziergang trifft, zwar nicht den Namen erinnert, aber genau weiß, wie ihr
Hund heißt....
...einen Tennisarm zu haben, nur weil der Hund es so liebt, hinter weit
geworfenen Stöckchen herzurennen und man es beim gemeinsamen Training übertrieben
hat...
...dass man (glücklicherweise selten) kochend vor Wut hundelos in der Botanik
steht, weil der vierbeinige Hausgenosse sich für seinen kleinen Jagdausflug
genau den Tag ausgesucht hat, an dem man zu einem wichtige Termin muss und nun
stattdessen suchend im Wald umherirrt...
...beim Wochenendprogramm zwischen Ausschlafen, Sonntagsfrühstück, Rasenmähen
und Einkaufen drei lange Hundespaziergänge einzuplanen...
...die Jahreszeiten und das Wetter viel intensiver zu erleben und auf Spaziergängen
zu merken, wie schön die Natur ist...
...Gummistiefel und extra-große Goretexjacke im feuchten Herbst und Frühjahr
zur Lieblingskleidung zu erklären und tapfer darüber hinwegzusehen, dass man
auf allen Schnappschüssen mindestens 30 kg schwerer aussieht als man ist...
...wochenlang
nach einem Wohnmobil mit reichlich Bodenfläche gesucht zu haben, um dann
festzustellen, dass man das enge Fahrerteil nur mit einem Riesenspagat verlassen
kann, weil sich die ganze Meute dort zusammendrängt...
...sich nachts im Dunklen nur schlurfend zur Toilette zu bewegen, damit man
nicht auf den Hund tritt...
...sich manchmal gerne auf den Boden zu den Hunden zu setzen...
...morgens
davon aufzuwachen, dass es gleichzeitig warm und kalt zieht, weil der Hund einem
freundlich einerseits ins Ohr pustet und andererseits mit dem Schwanz wedelt...
...besonders beim Schmuddelwetter darüber nachzudenken, wie der heimische Flur
wohl nach Umbaumaßnahmen (Einbau einer Dekontaminationsschleuse mit halb hohen
Fliesen, Handbrause, Turbofönanlage und Bodenablauf) aussehen würde...
...sofort nach der Arbeit auf andere Gedanken zu kommen...
...das schöne Gefühl, nie allein zu Hause zu sein...
...den heimischen Bürostuhl nur noch mit allergrößter Vorsicht zu bewegen,
damit nicht wieder ein paar Schwanzhaare ausgerissen werden...
...wenn
man anstelle einer tollen Reise den Jahresurlaub zuhause verbracht hat, um ein
paar Welpen aufzuziehen und dabei mehr Aufregendes, Schönes und Anstrengendes
erlebt hat als in tausend fernen Ländern...
...damit
zu leben, dass Hunde vor allem frisch geputzte Fensterscheiben erkennen können
und genau darauf bevorzugt ihre Nasen drücken....
...das
lang ersparte Traumauto durch Ausbau der Rückbank, Einbau einer wasserfesten
Hundedecke und einer aufblasbaren Fußraumfüllung sowie den Kauf von
Hundegurten halbwegs alltagstauglich auszurüsten und festzustellen, dass es
nach einmaliger Probefahrt aussieht, als hätte man es wochenlang benutzt ohne
es zu putzen...
...über Sätze wie 'sie haben drei Hunde und keine Kinder, sind aber sonst ganz
nett..' freundlich zu lächeln...
... andere Menschen schon aus großer Entfernung aufgrund ihrer Körperhaltung
als Hundehasser und Hundefreunde einzustufen...
...darüber
zu lachen, wenn sich der Hund genau den Zeitpunkt vor der langen Urlaubsreise
ausgesucht hat, um sich in einem stinkenden Haufen zu wälzen...
...stundenlang mit anderen, eigentlich fremden Leuten über so interessante
Themen zu diskutieren, wie man Zecken am besten entfernt und welche Vorzüge
welcher Fellstriegel hat
...über
den schweren Wasserkasten beim Einkauf zu klagen, aber den 26 kg wiegenden Hund
problemlos allein hochzuheben, wenn es sein muss...
...mit Briefwaage, Taschenrechner und Fachbuch einerseits eine vollwertige
Hundemahlzeit zu produzieren und sich andererseits danach eine Tiefkühlpizza in
den Ofen zu schieben...
...sich nicht mehr darüber zu wundern, dass sich vollgesogene Hundezecken
vorzugsweise auf helle Teppichböden fallen lassen und man sie trotz des
Farbkontrastes erst so richtig bemerkt, wenn man draufgetreten ist...
...nie
um ein passendes Wort verlegen zu sein, wenn man mit Gästen gerade eine schöne
Mahlzeit zu sich genommen hat und Würgegeräusche unter dem Tisch erkennen
lassen, dass der Hund sich anschickt, seine samt Grasbüscheln etc. auf dem
Teppich zu deponieren...
...zu
registrieren, dass man früher fand, Hunde würden stinken und nun den eigenen
Hund als ausgesprochen wohlriechend erlebt und Hundewelpen noch viel mehr...
...auf
der Basis einer wunderbaren Freundschaft vielen Lebensunbilden etwas gelassener,
humorvoller und ausgeglichener zu begegnen...
....festzustellen, wie unerträglich still ein Haus sein kann, wenn der Hund
gestorben ist...
© by Gabriele Hübchen